Sommervögel

Die kleinen Paradiese, die sich die Menschen einrichten, sei es auf Schrebergärten-Parzellen oder auf einem Campingplatz, sind geeignete Mikrokosmen, um das Funktionieren einer Gesellschaft exemplarisch vorzuführen. Nach dem Dokumentarfilm „Unser Garten Eden“ von Mano Khalil über eine Schrebergartengemeinschaft bei Bern gerinnt dieses Jahr in einem zweiten Schweizer Film, in Paul Rinikers Spielfilm „Sommervögel“, ein Campingplatz namens „Paradiesli“ am Bielersee zum Schauplatz von Begegnungen, die über sich hinaus ins Allgemein-Universelle weisen.

Paul Riniker hat sich nach über dreissig Jahren als Dokumentarfilmer an seinen ersten Spielfilm gewagt, der – nach einer Idee von Petra Haas – von der aufkeimenden Liebe zwischen der leicht geistig behinderten Gerda (Sabine Timoteo) und dem soeben aus dem Gefängnis entlassenen Res (Roeland Wiesnekker) erzählt. Auf dem Campingplatz einer Bekannten (Anna Thalbach) sucht Res Arbeit. Dabei gerät er prompt zuerst einmal in Konflikt mit Gerda, die sich gerne auf dem Campingplatz aufhält – er ist unweit vom Haus ihrer Eltern gelegen, bei denen sie noch immer wohnt – und der Meinung ist, er habe ihr den ‚Mädchen-für-alles‘-Job weggeschnappt.

Wenn auch in den ersten Szenen Timoteo die Behinderung ihrer Figur allzu aufdringlich in spastischen Bewegungen und zuweilen fast clownesk ausspielt, so wird ihr Spiel, ebenso wie das von Roeland Wiesnekker, sehr bald differenzierter und facettenreich. Wie sich die beiden kratzbürstigen Aussenseiter über alle Vorurteile und gesellschaftlichen Hindernisse hinweg schliesslich finden, ist auf berührende Weise in zunehmend zart-romantische Bilder von kitschig-miefig-kuscheligem Campingplatz- bzw. Wohnwagenambiente gefasst – emotional zielgenau auf dem schmalen Grat zwischen Komik und Ernst.

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