Picnic
Rezension von Andrea Lüthi
Mihai und Iubi fahren zum Sonntagspicknick; sie streiten sich. Plötzlich gibt es einen Knall, eine Frau liegt reglos vor dem Auto. Als das Paar Fahrerflucht begehen will, schlägt die angefahrene Frau die Augen auf. Iubi und Mihai bleibt nichts anderes übrig, als den Wunsch der kindlich-unbeschwerten Ana zu akzeptieren und sie zum Picknick mitzunehmen.
Die Kulisse für das Picknick ist dann alles andere als idyllisch. Obwohl die Frauen leichte Sommerkleidchen tragen, wirkt alles spätherbstlich öde, und der See ist ein dunkler Tümpel. Hier nun beginnt Ana (oder heisst sie Violeta, wie ein Lieferwagenfahrer behauptet?) Iubi und Mihai geschickt gegeneinander auszuspielen.
Der Rumäne Adrian Sitaru simuliert mit der Handkamera durchgehend ein menschliches Auge. Abwechselnd nimmt er den Blickwinkel einer anderen Figur ein und zeigt nur, was sie gerade sehen kann. Das schafft Distanz, zugleich aber wird man direkt ins Geschehen versetzt. Da späht man mit Iubis Augen durch Gräser und Gebüsch zu Mihai und Ana, dann wieder als Mihai zu den beiden Frauen in der Ferne. Immer grotesker wird Anas Spiel – ihr widersprüchliches Verhalten und die Unkenntnis ihrer Ziele verleihen ihr etwas Unheimliches. Und zunehmend zweifelt man an ihrer Existenz. Spielt sich hier etwas auf einer unbewussten Ebene ab? Aber wo fängt sie an, und wo endet sie?
Mit Anspielungen und Überraschungen gelingt es Sitaru in seinem in jeder Hinsicht reduzierten Film – wenig Figuren, Schauplätze, Handlung – die Neugier aufrecht zu erhalten. Gerade, weil sich die Rätsel nicht entschlüsseln lassen und Raum für Fantasie lassen.
(Andrea Lüthi)
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