Pranzo Di Ferragosto
Rezension von Irene Genhart
Der Protagonist dieser römischen Sommerkomödie gehört zu einer Gattung Mensch, die man im Kino nur selten trifft: Gianni, Mitte Vierzig, vermutlich homosexuell, ist ein ausgewachsenes Muttersöhnchen. Er wohnt nicht nur seit eh und je mit seiner Mutter, sondern führt, da Mama inzwischen hoch betagt ist, auch den Haushalt, amtiert als Pfleger und Unterhalter.
Dass Gianni (Regisseur Gianni Di Gregorio selber) so weder Zeit für ein Privatleben noch zum Geldverdienen findet, kümmert Mama nicht - und kommt Vermieter Luigi gerade recht. Denn auch Luigi hat zu Hause eine alte Mutter, möchte über Maria Himmelfahrt aber verreisen. Alten-Sitting gegen Miet-Erlass lautet der Männerdeal, und da sich das so praktisch anlässt, bringt Luigi gleich noch Mamas Schwester Maria mit. Dazu gesellt sich auch noch die Mutter des Dienst habenden Notfallarztes...
Blitzschnell entfernt sich Di Gregorios Regiedebüt nun von seinen an Bernardo Bertoluccis „La Luna“ erinnernden, psychodramatischen Anfängen und wandelt sich zur beschwingten Komödie. Diese erzählt, wie der Softie Gianni plötzlich geschätzt wird und die anfänglich argwöhnischen Einzelgängerinnen allmählich die Freude am Zusammensein mit Ihresgleichen entdecken. Heiter-harmlos ist „Pranzo di Ferragosto“ also und alles andere als ein überwältigend grosser Film. Doch sein Tonfall ist liebevoll und die betagten Darstellerinnen spielen goldig. Abgesehen davon lässt sich dieser Film auch lesen als launiges Porträt der heutigen italienischen Gesellschaft, in der (gezwungenerweise) das Zusammenleben der Generationen öfter praktiziert wird, als im Westen üblich und den Einzelnen lieb ist.
(Irene Genhart)
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