Lourdes

Sonderlich fromm ist Christine nicht und an Wunder glaubt sie eigentlich auch nicht. Doch die Protagonistin von „Lourdes“ ist jung an Multipler Sklerose erkrankt und sitzt seit einigen Jahren schon im Rollstuhl. Sich einmal wieder „normal“ durchs Leben zu bewegen würde sie durchaus schätzen – auch wenn der Pfarrer in „Lourdes“ dezidiert erklärt, dass es so etwas wie ein „normales Leben“ gar nicht gibt, sondern das Leben immer etwas Besonderes sei. Zudem sind von Hilfsorganisationen – in Jessica Hausners Film konkret dem Malteserorden – durchgeführte Pilgerreisen für Christine eine angenehme Möglichkeit, dem öden Alltag für eine Weile zu entkommen und etwas Geselligkeit zu erleben. In Rom war sie bereits. Nun fährt sie nach Lourdes. Brav nimmt sie an der Messe teil. Lässt sich zur Madonna fahren, tastet nach dem Heiligtum. In der darauf folgenden Nacht erscheint die Muttergottes Christine im Traum. Christine erhebt sich aus eigener Kraft vom Bett und kann auch am nächsten Morgen noch selbstständig gehen.

Sie habe unbedingt einmal einen Film über ein Wunder drehen wollen, erklärte die österreichische Jungfilmerin Jessica Hausner in einem Interview zu „Lourdes“ und meint, ihr Film sei ein „(brutales) Märchen, eine süsse Tagträumerei oder ein Alptraum“. Tatsächlich ist er, in der Hauptrolle notabene eine höchst überzeugende Sylvie Testud vorführend, alles ein bisschen. Vor allem aber vermittelt er – grösstenteils an Originalschauplätzen gedreht – ungeahnte Einblicke in das einzigartige Universum einer jährlich von abertausend Heilung-Suchenden frequentierten christlichen Pilgerstätte.

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