Pooja, Sir

Filmkritik von Walter Gasperi
Deepak Rauniyar entwickelt vor dem Hintergrund ethnischer Spannungen in Nepal einen fesselnden Thriller, in dem eine Polizistin einen Entführungsfall klären muss. Verpackt in eine klassische Krimi-Story wird ein dichtes Bild der nepalesischen Gesellschaft gezeichnet.
Ein Insert informiert einerseits, dass Deepak Rauniyars dritter Spielfilm von persönlichen Erfahrungen beeinflusst ist, andererseits über die ethnischen Spannungen, die nach dem Ende des Bürgerkriegs im Jahr 2006 ausbrachen. Der Verfassungsentwurf 2015 führte nochmals zu Unruhen und Demonstrationen, denn die Minderheit der Madhesi wurde dadurch diskriminiert.
Nicht in die Hauptstadt Kathmandu oder in die Bergwelt des Himalayas, die jährlich zahlreiche Touristen anlockt, entführt so "Pooja, Sir", sondern in das im Süden an der Grenze zu Indien gelegene Tiefland. Dicht vermittelt der 47-jährige Regisseur, der selbst der dunkelhäutigen Volksgruppe der Madhesi angehört, die explosive Stimmung auf den Straßen, wenn schon in den ersten Szenen Polizist:innen mit Schutzschild und Gummiknüppel und Demonstrant:innen, die gegen den Verfassungsentwurf protestieren, aufeinanderprallen.
Als auch noch zwei Grundschüler entführt werden, wird die junge Kommissarin Pooja (Asha Magrati) aus Kathmandu hinzugezogen, die die Kinder finden und den Fall lösen soll. Ein klassischer Krimi entwickelt sich so, wenn zunächst Angehörige der Minderheit verdächtigt werden, eine Übergabe des Lösegelds nur einen Teilerfolg bringt und schließlich auch persönliche Motive für das Verbrechen ins Spiel kommen.
Ganz aus der Perspektive Poojas, die von der der hellhäutigen Volksgruppe der Pahari angehörigen Asha Magrati gespielt wird, erzählt Rauniyar und nah dran an den Menschen ist die Kamera von Cheldon Chau. Große Landschaftstotalen, die als Tourismuswerbung fungieren und Fernweh wecken könnten, sucht man hier vergebens, dafür nimmt man unmittelbar am Geschehen teil. Durchaus spannend ist so zwar die Krimihandlung, aber ungleich interessanter sind doch die Einblicke, die in die nepalesische Gesellschaft geboten werden.
Denn Pooja gehört nicht nur zu den 5 bis 7% weiblichen Angestellten der nepalesischen Polizei, sondern ist zudem lesbisch. In der Ablehnung, die sie und ihre Partnerin dafür von ihrem schwerkranken Vater erfährt, spiegelt sich die in Nepal weitverbreitete homophobe Einstellung.
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