The Country Teacher
Rezension von Irene Genhart
Petr macht wahr, wovon manch anderer ein Leben lang träumt: Er steigt aus. Der begeisterte Naturwissenschaftler kündigt seine Stellung an einem Prager Gymnasium und tritt in der Provinz einen Job als Primarlehrer an. Die Kinder des Dorfes schliessen den neuen Lehrer, der so wunderbar mitreissend über das Leben der Schnecken zu erzählen weiss, schnell in ihr Herz. Auch findet Petr in der verwitweten Schafbäuerin Marie bald eine Frau, die ihm Haus und Herz öffnet; selbst Maris 17-jähriger Sohn Lada lässt sein Misstrauen fallen, als er merkt, wie nützlich Petrs Hilfe bei den Hausaufgaben ist.
Doch ganz so einfach entkommt der Protagonist dieses phasenweise höchst bukolisch anmutenden Filmes von Bohdan Sláma sich und seiner Vergangenheit nicht. Eines Tages nämlich taucht im Dorf einer von Petrs „alten Freunden“ auf. Er erzählt von vergangenen glücklichen Zeiten, noch immer glühenden Gefühlen – und hört damit selbst dann nicht auf, als Petr ihn bittet, nach Hause zu gehen. Aber auch Petrs Verhältnis zu Lada gestaltet sich zunehmend spannungsgeladen.
Fürs tschechische Kino verblüffend offen, wie ich mir sagen liess, thematisiert Sláma in „The Country Teacher“ die Homosexualität seines Protagonisten. Er hat die Rolle Petrs dem in seiner Heimat beliebten Theater- und Filmschauspieler Pavel Liska, diejenige Maries der in ihrer bodenständigen Erdverbundenheit herbe Schönheit verströmenden Zuzana Bydzovska anvertraut. Untermalt mit wehmütigen Passagen aus Vladimir Godars Suite „Mater“, zudem von Divis Marek bildschön gefilmt, ist „The Country Teacher“ ein wohltuend unaufgeregtes Drama über ungestillte Sehnsüchte, sexuelle Wirrnisse, Freundschaften - aber auch Ehrlichkeit und Versöhnung.
(Irene Genhart)
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